Forschung

Auch wenn Autismus als tiefgreifende Entwicklungsstörung verstanden wird (F 84 des ICD 10), so hilft dies den Betroffenen meist nicht, wenn sie versuchen sich selbst und ihr Anderssein zu begreifen. Häufig werden sie mit sehr unterschiedlichen Benennungen konfrontiert. Von frühkindlichem Autismus (F84.0), Asperger Syndrom (F84.5) oder atypischem Autismus (F84.1) ist dann die Rede. Auch das Zusammenfassen der vielfältigen Formen des Autismus unter dem Begriff der Autismus Spektrum Störungen ist eigentlich problematisch, da er sich ausdrücklich auf Störungsbilder bezieht und unmittelbare Assoziationen zu Behinderungen herstellt. Ein neueres Konzept bettet Autismus in das Konzept der Neurodiversität ein. Autismus gehört dann zu einer Varianz menschlichen Daseins.

Die Andersartigkeit autistischer Menschen, die gelegentlich irritieren und beängstigen kann, ist nicht an ein erkennbares Handicap gebunden. Sie wird im Verhalten der Betroffenen spürbar. Ihnen fällt es schwer, den allgemeinen Kommunikationsmustern zu folgen, sie reagieren empfindsam und sensibel auf alle möglichen Formen von Reizen, haben aber Schwierigkeiten, dies mitzuteilen, und entwickeln stereotype Verhaltensmuster oder spezielle Interessen. Autistische Menschen verfügen über eine andere Wahrnehmung, sie haben einen besonderen Sinn für Humor, da sie das Verhalten ihrer Mitmenschen aus einer anderen, oft erfrischenden Perspektive sehen.

Die Forschungsergebnisse zu diesem Thema sind fast so vielfältig wie der Autismus selbst. Erklärungsmodelle beziehen sich auf genetische Faktoren, die unterschiedlichen Entwicklungsphasen des Kindes, organische Varianzen im menschlichen Gehirn und natürlich auch auf Umweltfaktoren. Auch vor diesem Hintergrund ist es unsinnig autistische Menschen in ein einheitlichen Modell zu pressen. Die Bedürfnisse und Befindlichkeiten des einzelnen Autisten sind vordringlich zu wertschätzen. An ihnen muss sich eine differenzierende Diagnostik und eine individualisierende Therapie messen lassen.